Umfrage

Deutsche Geldanlager trotzen Corona-Krise

Die Deutschen sorgen sich um die Staatsschulden und erwarten höhere Inflationsraten sowie steigende Aktienkurse in den kommenden Jahren – ziehen aber als Anleger keine Konsequenzen.

Das Flossbach von Storch Research Institute hat in Zusammenarbeit mit der GfK eine repräsentative Umfrage unter 1.000 Teilnehmern durchgeführt. Unter dem Eindruck der Corona-Krise wurden die Deutschen nach ihrer wirtschaftlichen Situation, ihrem Sparverhalten und zu ihrem wirtschaftspolitischen Ausblick gefragt.

1. Die meisten Deutschen sind wirtschaftlich nicht persönlich von der Coronakrise betroffen

Das Ergebnis zeigt, dass die Deutschen sich mehrheitlich unbeeindruckt von der Krise zeigen, wenn es um ihre persönliche wirtschaftliche Situation geht. 70 % der Teilnehmer geben an, dass sich ihre private Einkommenssituation in den letzten Monaten nicht verändert hat. 86 % machen sich wenig oder gar keine Sorgen über ihre finanzielle Zukunft aufgrund der Coronakrise.

Auch um ihre Arbeitsplatzsicherheit machen sich tendenziell wenige Deutsche Gedanken. Gut 82 % der Befragten sehen keine negativen Auswirkungen auf die Arbeitsplatzsicherheit. 16 % befürchten, dass ihr Arbeitsplatz unsicherer geworden ist. 2,5 % haben ihre Arbeit aufgrund der Coronakrise verloren.

2. Deutsche wollen weiter sparen, Nominalwerte bleiben beliebt

60 % der Teilnehmer geben an, dass die Coronakrise keinen Einfluss auf ihr Sparverhalten habe. 20 % wollen aufgrund der Erfahrungen der Coronakrise mehr sparen, 8 % weniger. 12 % sparen unabhängig von der Coronakrise nicht.

27 % der Teilnehmer wissen nicht, welchen Ertrag ihre Ersparnisse abwerfen sollten. Von denjenigen Sparern, die eine Vorstellung davon haben, welchen Ertrag ihre Ersparnisse erwirtschaften sollen, erwarten 57 % eine Rendite von über 2 %. 16 % sind mit 0 % zufrieden, solange es keinen Verlust gibt.

Trotz dieser Erwartungen präferieren die Deutschen bei der langfristigen Geldanlage Nominalwerte über Sachwerte. Die Kategorie Sparbuch/ Girokonto/ Festgeld dominiert die Auswahl mit knapp 35 %. Zusammengenommen mit festverzinslichen Wertpapieren und Lebensversicherungen liegt der Wert bei 55 %. Etwa 25 % geben an, dass sie nicht wissen, wo sie ihr Geld anlegen würden. Knapp 20 % können sich vorstellen, langfristig auch in Aktien zu investieren.

3. Deutsche erwarten steigende Aktienkurse. Das ändert aber nichts an ihrer Einstellung zu Aktien

Die Deutschen zeigen sich mit Blick auf die Entwicklung der Aktienkurse optimistisch. Über 72 % der Befragten rechnen in den kommenden Jahren mit steigenden Aktienkursen. An ihrer Einstellung zur Aktienanlage ändert dieser Ausblick allerdings wenig. Umgekehrt lässt sich aber auch feststellen, dass der Corona-Schock keinen allzu negativen Eindruck auf die Einstellung der Deutschen zur Aktie hinterlassen hat.

4. Deutsche erwarten und fürchten höhere Inflationsraten

Gut ein Viertel der Teilnehmer haben keine Meinung zur Inflationsentwicklung. Von denjenigen, die eine Erwartung haben, gehen etwa 65 % von einer höheren Inflationsrate als 2 % aus. Nur knapp 2 % sehen eine deflationäre Tendenz. Auch für die Geldanlage spielt die Inflationsentwicklung eine wichtige Rolle. Mit etwa 50 % sehen die deutschen Anleger die Inflation als größtes Risiko in der Geldanlage. Auch Volatilität ist für viele Sparer ein großes Risiko bei der Geldanlage. Platz zwei und drei drücken dieses Risiko aus.

5. Sorgen über die ökonomische Lage und die Gesundheit überflügeln die Klimaangst

Der wirtschaftspolitische Ausblick der Deutschen ist durch die Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie eingetrübt. Die Befragten zeigen sich mehrheitlich besorgt über die Entwicklung der Staatsschulden in Deutschland und Europa. Die Hilfsprogramme der Europäischen Union werden hauptsächlich als übermäßige Belastung für den Steuerzahler bewertet. Verglichen mit den Sorgen rund um die Coronakrise tritt das Thema Klimawandel in den Hintergrund. Neben den gesundheitlichen Risiken sorgen sich die Deutschen vor allem um die politischen und gesellschaftlichen Verwerfungen, die die Maßnahmen gegen das Coronavirus hervorrufen.

6. Die Deutschen würden Einschränkung der Globalisierung begrüßen

Eine Folge der Coronakrise könnte die Abschwächung der Globalisierung sein. Die Mehrheit der Deutschen würde diese Entwicklung begrüßen. Knapp 40 % sind der Überzeugung, dass weniger Globalisierung auch weniger Wohlstand bedeutet.

7. Zusammenfassung

Die Deutschen sind mit Blick auf ihre persönliche Situation bisher weitgehend unversehrt durch die Coronakrise gekommen. Den meisten ist trotzdem bewusst, dass die Dynamik, die durch die Maßnahmen gegen die Pandemie entfaltet wurde, größere Veränderungen in den kommenden Jahren nach sich bringen kann. Neben den gesundheitlichen Risiken der Krankheit, sorgen sich die Deutschen deshalb insbesondere um politische und gesellschaftliche Verwerfungen. Der hohen Staatsverschuldung in Deutschland und Europa, sowie dem umfangreichen Hilfspaket der Europäischen Union stehen sie größtenteils skeptisch gegenüber. Viele sehen auch die Auswirkungen, die diese Entwicklungen auf die Inflation oder auch die Aktienkurse haben können. Trotzdem bleiben sichtbare Konsequenzen in der Geldanlage weitestgehend aus. Aufklärung über finanzielle Zusammenhänge und Vertrauensbildung für nicht sachkundige Sparer bleibt ein wichtiges gesamtgesellschaftliches Anliegen.

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