OeBiX-Studie

„Erstmals relevante quantifizierbare Daten zur Ökonomischen Bildung“

Die OeBiX-Studie hat erstmals den Stand der Ökonomischen Bildung im föderalen Bildungssystem erhoben. Nun liegt der Abschlussbericht zur OeBiX-Studie vor. Dirk Loerwald vom IÖB Oldenburg stellt ihn vor.

Ökonomische Bildung ist ein unverzichtbarer Teil von Allgemeinbildung. Darüber besteht heute ein breiter gesellschaftlicher, politischer und wissenschaftlicher Konsens. Ohne ein (auch) ökonomisch fundiertes Verständnis von Wirtschaft, Gesellschaft und Politik lässt sich die zunehmend komplexer werdende Wirtschafts-, Arbeits- und Lebenswelt nicht bewältigen, und es können die Strukturen und Funktionsweisen der modernen, funktional ausdifferenzierten Gesellschaft nicht verstanden werden. Dies gilt ebenfalls für die Bedingungen, unter denen gesellschaftliche Werte in ökonomischen Kontexten wirksam werden. Allen Schülerinnen und Schülern im allgemeinbildenden Schulwesen muss heute Chancengerechtigkeit zugutekommen und eine Teilhabe an Wirtschaft, Gesellschaft und Politik ermöglicht werden.

Wie ist Ökonomische Bildung im föderalen Bildungswesen verankert?

Aber: Wie ist die ökonomische Bildung im allgemeinbildenden Schulsystem in Deutschland verankert? In welchen Fächern und in welchem Umfang wird sie unterrichtet? Wie viele Stunden sind in den Bundesländern an den verschiedenen Schulformen in welchen Jahrgängen für welches Fach vorgesehen? Und was passiert in der Wirtschaftslehrkräftebildung an den Hochschulen? Welche Studiengänge gibt es und von welchen Professuren werden sie verantwortet? Wie viele wirtschaftswissenschaftliche und wirtschaftsdidaktische Module enthalten die Studiengänge?

Diese und viele weitere Fragen konnten bis dato nicht systematisch beantwortet werden, weil dazu keine Daten erhoben wurden. So standen bisher lediglich die inhaltliche Analyse von Lehrplänen bzw. schulischen Rahmenvorgaben (vgl. vor allem Schlösser/Weber 1999) sowie von Zentralabitursaufgaben für die ökonomische Bildung (vgl. Kirchner/Loerwald 2013) oder eine Bestandsaufnahme der Verankerung der ökonomischen Bildung in einem einzigen Bundesland (Schmid et al. 2012) im Fokus entsprechender Untersuchungen. Eine bundesweite Analyse der Verankerung der ökonomischen Bildung in den weiterführenden allgemeinbildenden Schulen lag bislang nicht vor.

Es gibt kein bundesweit einheitliches Fach Wirtschaft

Damit fehlte im Bereich der Ökonomischen Bildung eine systematische Grundlage für eine faktenbasierte Qualitätsentwicklung und eine evidenzbasierte Bildungspolitik. Dies ist besonders problematisch, weil sich die Ausgangslage als vergleichsweise komplex darstellt. In der ökonomischen Bildung gibt es kein bundesweit einheitliches Fach Wirtschaft mit entsprechenden Lehramtsstudiengängen, wie dies in fast allen anderen Fächern üblich ist (z. B. Erdkunde, Geschichte, Biologie, Chemie, Sport). Auch nach allen Diskussionen der letzten Jahrzehnte ist in den 16 Bundesländern mit bis zu je vier verschiedenen allgemeinbildenden weiterführenden Schulformen und zwei Schulstufen eine sehr heterogene Verankerung der ökonomischen Bildung zu verzeichnen. Das Spektrum der Fächer reicht von Weltkunde, Politik, Erdkunde oder Verbraucherbildung über Gemeinschaftskunde, Gesellschaftslehre, Sozialwissenschaften, Sozialkunde oder Arbeitslehre bis hin zu Wirtschaft, Wirtschaftslehre, Wirtschaft und Berufs- und Studienorientierung oder Wirtschaft und Recht.

Lehrkräftebildung ist an den Hochschulen sehr heterogen

Ähnlich ausdifferenziert ist dementsprechend die Verankerung der Ökonomischen Bildung an den Hochschulen, was sich beispielsweise an den inhaltlich zum Teil sehr unterschiedlich ausgerichteten Lehramtsstudiengängen zeigt. Die wirtschaftswissenschaftlichen und wirtschaftsdidaktischen Anteile in den Studiengängen variieren je nach Bundesland und Studienstandort sehr stark. Auch die Denominationen der entsprechenden fachdidaktischen Professuren sind letztlich nicht selten von dieser Heterogenität geprägt.

Um in dieser unübersichtlichen Lage den Überblick zu behalten, werden Daten benötigt, die zum einen die Situation innerhalb der Bundesländer erfassen, zum anderen aber auch einen Vergleich zwischen den Bundesländern erlauben. Genau hier setzt die OeBiX-Studie an, indem die verfügbaren Daten zur Situation der ökonomischen Bildung in Deutschland gesammelt, ausgewertet, aufbereitet und zu einem Index verdichtet wurden. Im vorliegenden Bericht werden der Forschungsgegenstand, das methodische Vorgehen und die zentralen Ergebnisse der OeBiX-Studie dargestellt. Die OeBiX-Studie zum Stand der Ökonomischen Bildung in Deutschland wurde von der Flossbach von Storch Stiftung in Auftrag gegeben und vom Institut für Ökonomische Bildung Oldenburg wissenschaftlich realisiert.

Zum vollständigen Abschlussbericht: www.oebix-studie.de

Prof. Dr. Dirk Loerwald  ist wissenschaftlicher Leiter und Geschäftsführer des Instituts für Ökonomische Bildung (IÖB) an der Universität Oldenburg.