OebiX-Studie

Neue OeBiX Schwerpunkt-Studie deckt Mängel in der Fortbildung für Wirtschaftslehrkräfte auf

Die Fortbildungen für Wirtschaftslehrkräfte, die auf den Fortbildungsportalen der Bundesländer angeboten werden, weisen erhebliche Mängel auf – in 60 Prozent aller Fortbildungen für Wirtschaftslehrkräfte fehlt der ökonomische Bezug. „Ein Großteil der Fortbildungen hat keinerlei inhaltlichen Bezug zur Ökonomischen Bildung, das Thema Finanzbildung wird fast vollständig vernachlässigt“, sagt Prof. Dr. Dirk Loerwald, Leiter des Instituts für Ökonomische Bildung (IÖB) an der Carl-von-Ossietzky-Universität Oldenburg und Autor der Studie. „Zudem sind die meisten Fortbildungen mit einer Dauer von vier oder weniger Stunden zu kurz, um dauerhaft Kenntnisse oder Kompetenzen zu vermitteln“, sagt Loerwald.

Das IÖB untersuchte für die Flossbach von Storch Stiftung im Zeitraum vom 15. August 2022 bis zum 14. August 2023 die Fortbildungsangebote für Lehrkräfte der Ökonomischen Bildung auf den offiziellen Portalen der Bildungsministerien der Länder. Dabei wurden die Dauer der Maßnahmen, die Berücksichtigung fachwissenschaftlicher und fachdidaktischer Inhalte sowie die Rolle von Erprobungsphasen und Praxiskontakten analysiert.

Bundesweites Defizit: In nur 3,5 Prozent der Lehrkräftefortbildungen spielt Finanzbildung eine Rolle

Ein zentraler Befund der OeBiX Schwerpunkt-Studie ist, dass die Finanzbildung, ein wichtiger Bereich der Ökonomischen Bildung, in den Fortbildungsmaßnahmen fast vollständig vernachlässigt wird. Lediglich 3,5 Prozent der Lehrkräftefortbildungen thematisieren sie. Die OeBiX Schwerpunkt-Studie zeigt auch, dass 60 Prozent der untersuchten Fortbildungsangebote keinerlei inhaltlichen Bezug zur Ökonomischen Bildung aufweisen. 22,6 Prozent der Fortbildungsangebote enthalten explizit ökonomische Inhalte, wobei die genaue Gewichtung unklar bleibt. Lediglich 15,6 Prozent der Maßnahmen beziehen sich ausschließlich auf ökonomische Inhalte. „Mit dieser OeBiX Schwerpunkt-Studie möchten wir zeigen, wo bei den Fortbildungsangeboten inhaltliche und zeitliche Verbesserungen möglich sind. Wirtschaftsunterricht lebt von aktuellen Bezügen. Da sind regelmäßige Fortbildungen für Lehrkräfte wesentlich“, sagt Kurt von Storch, Stifter und stellvertretender Vorsitzender im Kuratorium der Flossbach von Storch Stiftung.

Kurze und damit wenig wirksame Maßnahmen dominieren das Angebot

Bedenklich ist, dass die Mehrheit der Fortbildungsmaßnahmen (56,3 Prozent) lediglich bis zu einem halben Arbeitstag (≤ vier Stunden) dauert, was eine nachhaltige Vermittlung von fundierten Kenntnissen und Kompetenzen erschwert. Dieses zeitliche Defizit in der Fortbildung wiegt angesichts vieler fachfremd unterrichtender Lehrkräfte schwer. „Gerade fachfremde Lehrkräfte sind auf inhaltlich grundlegende und zeitlich gut ausgestattete Fortbildung angewiesen“, sagt Dr. Stephan Friebel-Piechotta, Bereichsleiter Schulpraxis und Unterrichtsforschung am IÖB. Die von ihm untersuchten Fortbildungsmaßnahmen bieten angesichts ihrer geringen zeitlichen Ausstattung Lehrkräften kaum die Möglichkeit, Unterrichtsmaterialien oder -konzepte zu entwickeln, im Unterricht zu erproben und anschließend gemeinsam zu reflektieren.

In elf Ländern gibt es kein Fortbildungsangebot zur Entrepreneurship Education für Wirtschaftslehrkräfte

Des Weiteren zeigt die OeBiX Schwerpunkt-Studie auf, dass in elf Bundesländern keinerlei Fortbildungsangebote zur Entrepreneurship Education für Wirtschaftslehrkräfte existieren. Die Entrepreneurship Education gilt als bedeutender Teilbereich der Ökonomischen Bildung und ist vor dem Hintergrund aktueller gesellschaftlicher und ökonomischer Herausforderungen von großer Relevanz. Im Gegensatz dazu decken die angebotenen Fortbildungen überfachliche Themen wie Bildung für nachhaltige Entwicklung und Berufliche Orientierung besser ab. Auch die Themen Digitale Medien und Unterrichtsmethoden werden vergleichsweise häufig behandelt, wobei in vielen Fällen jedoch der Bezug zum Wirtschaftsunterricht fehlt.

„Wir sind es unseren Schülerinnen und Schülern schuldig, sie auch in Wirtschafts- und Finanzfragen auf das Leben vorzubereiten. Aus Gründen der Chancengerechtigkeit sollte das die allgemeinbildende Schule mit gut aus- und fortgebildeten Lehrkräften sicherstellen“, sagt Verena von Hugo, Vorständin der Flossbach von Storch Stiftung. „Die Bildungsministerien müssen an dieser Stelle handeln. Die Ergebnisse der OeBiX Schwerpunkt-Studie zeigen Verbesserungspotenziale auf“, sagt von Hugo.