Die OECD (Organisation for Economic Cooperation and Development) hat einen Mapping-Report zu Stand der Finanzbildung in Deutschland durchgeführt. Der Bericht, veröffentlicht am 13. Mai 2024 unter dem Titel „FINANZBILDUNG IN DEUTSCHLAND. Finanzielle Resilienz und finanzielles Wohlergehen verbessern“, verdeutlicht, dass spezifische Gruppen Nachholbedarf aufweisen.
Langfristiges Sparen und Altersvorsorge: Nur 52 Prozent der erwerbstätigen Erwachsenen fühlen sich mit ihren Finanzplänen für die Altersvorsorge sicher. Frauen sind nur zu 44 Prozent von den Finanzplänen ihrer Altersvorsorge überzeugt, bei den Männern sind es 61 Prozent. Der Anteil der Geringverdienerinnen und Geringverdiener, die Vertrauen in ihre Altersversorge haben liegt bei 27 Prozent, bei Erwachsenen mit hohem Einkommen liegt er bei 65 Prozent. Beteiligung am Kapitalmarkt: Beinahe 90 Prozent der Erwachsenen legen in Deutschland Geld zurück, aber nur 18 Prozent investieren in den Kapitalmarkt. Die jüngere Generationen nimmt kontinuierlich verstärkt am Kapitalmarkt teil. Die verantwortungsvolle Nutzung von Krediten: Mehr als 80 Prozent der Erwachsenen nutzen Kreditprodukte, ohne dass diese zu einer untragbaren Schuldenlast führen. Jedoch sind circa acht Prozent der Bevölkerung sind überschuldet. Daher sollte die Präventivarbeit in diesem Bereich weiter gestärkt werden. Die sichere Nutzung digitaler Finanzdienstleistungen: Weniger als die Hälfte der Erwachsenen fühlt sich sicher im Umgang mit digitalen Finanzdienstleistungen. Lediglich 17 Prozent vertrauen Onlinefinanzdienstleistern und FinTech-Unternehmen. Zudem wurden 7 Prozent bereits Opfer von Finanzbetrug. Mit voranschreitender Digitalisierung der Finanzwirtschaft wird dieses Risiko voraussichtlich weiter zunehmen. Der Bereich Sustainable Finance: Obwohl 65 Prozent der Erwachsenen von nachhaltigen Geldanlagen gehört haben und fast die Hälfte bei persönlichen Finanzentscheidungen Wert auf Nachhaltigkeit legt, verfügen nur 15 Prozent über derartige Produkte.
Der OECD-Mapping-Report identifizierte zudem die direkt an der Förderung der Finanzkompetenz beteiligten Akteurinnen sowie Akteure und die derzeit auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene umgesetzten Finanzbildungsinitiativen. Er gibt politische Handlungsempfehlungen für eine nationale Finanzbildungsstrategie sowie für die Weiterentwicklung von Finanzbildungsmaßnahmen und -initiativen.
Hier sind einige der zentralen Empfehlungen:
Zielgenaue Ansprache bestimmter Gruppen: Dazu gehören überschuldete Menschen, Zugewanderte, Frauen und Selbstständige.
Förderung aller relevanten Finanzkompetenzen: Dies umfasst insbesondere Themen wie Altersvorsorge und langfristiges Sparen.
Evidenzbasierte Initiativen fördern: Dabei wird auf die Nutzung aktueller Forschungsergebnisse und Datenerhebungen Wert gelegt.
Systematische Folgenabschätzung: Die OECD empfiehlt eine gründlichere Evaluierung der bestehenden Initiativen, da derzeit viele Stakeholder im Finanzbildungsbereich keine umfassenden Wirkungsanalysen durchführen.
Diese Ergebnisse verdeutlichen die Notwendigkeit einer gezielten Ansprache und Förderung von Finanzkompetenzen in Deutschland. Im Einklang mit diesen Erkenntnissen empfiehlt die OECD, Finanzbildungsangebote stärker auf bestimmte Gruppen auszurichten und aktuelle Forschungsergebnisse sowie Datenerhebungen in die Entwicklung und Umsetzung von Finanzbildungsinitiativen zu integrieren.
Die OECD wird im Herbst 2024 ihre abschließenden Empfehlungen für eine nationale Finanzbildungsstrategie vorlegen. Diese Empfehlungen werden auf den empirischen Ergebnissen des Mapping-Berichts basieren und die relevanten Akteurinnen und Akteure im Bereich der Finanzbildung in den Entwicklungsprozess einbeziehen. Ziel ist es, die Finanzbildung in Deutschland langfristig zu stärken und das finanzielle Wohlergehen sowie die finanzielle Resilienz der Bevölkerung zu verbessern.
Link zum OECD-Mapping-Report:
Quelle: OECD (2024), Finanzbildung in Deutschland: Finanzielle Resilienz und finanzielles Wohlergehen verbessern, OECD Business and Finance Policy Papers, https://doi.org/10.1787/bf84ff64-en.
Save the date: Am 15. Oktober wird das Bundesministerium der Finanzen und das Bundesministerium für Bildung und Forschung mit verschiedenen Partnern und Initiativen ein "Festival für Finanzbildung" in Berlin veranstalten. In diesem Rahmen sollen konkrete Ansätze vorstellen. Die Ticketvergabe wird im August freigeschaltet und ist kostenfrei:
www.bundesfinanzministerium.de/Content/DE/Termine/BMF-Veranstaltungen/2024-10-15-festival-fuer-finanzbildung.html