Die Bildungslücken im Bereich Wirtschaft und Finanzen kommen verstärkt in den Medien zur Sprache. Die Lösungsansätze der ökonomischen Bildung ebenfalls. Wir stellen Highlights aus „ZEIT“, „Tagesschau“ und „FAZ“ vor.
Bettina Stark-Watzinger hatte vor der Bundestagswahl nicht weniger als eine „Bildungsrevolution“ gefordert. Als neue Bildungsministerin sprach sie in einem ausführlichen Interview mit der „ZEIT“ über neue Wege in der Bildungspolitik. Sie verstehe ihr Ministerium als „Chancenministerium“. „Wir fördern die Chancen jedes Einzelnen auf Aufstieg wie auch die Chance, Lösungen für die großen Probleme unserer Zeit zu finden, bei Digitalisierung, Klimaschutz oder Energiesicherheit“. Bei diesen Themen spielen ökonomische Aspekte eine bedeutende Rolle. Deshalb ist die Verankerung der ökonomischen Bildung in der Schule so wichtig: Nur wer über das notwendige Wissen und das Verständnis für ökonomische Zusammenhänge verfügt, kann auch tragfähige Lösungen entwickeln.
Im Gespräch geht Stark-Watzinger denn auch konkret auf ein Schulfach Wirtschaft ein: „Ökonomische Bildung halte ich für eine extrem wichtige Grundlage, idealerweise als eigenes Fach“, sagt die Ministerin. Wo das nicht möglich sei, müsse diese aber „viel stärker in anderen Fächern vorkommen“. Das klingt viel versprechend: Das Verständnis von Bildung als wichtiger Beitrag zur Chancengerechtigkeit zum einen und von einem Schulfach Wirtschaft als wichtige Bildungsgrundlage zum anderen.
Dass eine Stärkung des Bildungssystems nicht zum Nulltarif und nur in einer gemeinsamen Anstrengung von Bund, Ländern und Kommunen zu schaffen, ist betont Stark-Watzinger gegenüber der „Zeit“ ebenfalls: Es gäbe verschiedene Kooperationsmöglichkeiten mit den Ländern bis hin zur Lösung über eine Verfassungsänderung, etwa in der Frage, ob der Bund zusätzliche Lehrkräfte finanzieren dürfe. „Es wird dazu einen Vorschlag geben“, sagt Stark-Watzinger.
Finanzkompetenz der Bürgerinnen und Bürger stärken
Vorschläge sind dringend notwendig und manchmal liegen sogar schon Blaupausen vor – wie der Bericht von „Tagessschau-online“ zeigt. Denn mit den Bildungslücken in Sachen Finanz- und Wirtschaftswissen steht Deutschland in Europa nicht allein da. Allerdings gibt es einen wichtigen Unterschied: Andere europäische Länder haben Strategien beschlossen, mit denen sie diese Bildungslücke schließen wollen. Zuletzt Österreich. Das Land „hat eine nationale Finanzbildungsstrategie entwickelt, die die Finanzkompetenz der Bürger stärken soll“, schreibt Notker Blechner. So soll es im Lauf des Jahres ein Finanzbildungsportal geben, auf dem auch ein „Finanz-Führerschein“ erworben werden kann. „Und Deutschland?“, fragt Blechner. „Deutschlands Nachholbedarf in Sachen Wirtschafts- und Finanzbildung ist eklatant“, antwortet Verena von Hugo als Co-Vorsitzende des Bündnis Ökonomische Bildung in Deutschland und Vorstand der Flossbach von Storch Stiftung. „Wir sind das einzige Land der OECD, das bis heute keine nationale Strategie für Finanzbildung hat“, so von Hugo weiter. Die Recherche von Blechner zeigt, dass es hier zu Lande nur wenige, lokale oder regionale Angebote gibt, die z.B. Finanz-Führerscheine anbieten.
Finanzwissen in der Schule, Finanz-Apps auf dem Smartphone
In diese Lücke stoßen zunehmend digitale Angebote, wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtet. Zahlreiche Start-ups bieten Kindern und Jugendlichen Apps an, mit denen sie ihr Geldwissen erweitern können – von der App mit einem einfachen Taschengeldrechner bis hin zur App mit Konto-, Zahlungs- und Investmentfunktion reicht das Spektrum, das Madeleine Brühl in ihrem Beitrag vorstellt. „Bevor man Kindern solche Apps zur Verfügung stellt, sollte man allerdings prüfen, dass der Absender sicher ist und keine versteckte Vertriebsagenda drinsteckt“, betont Verena von Hugo im Gespräch mit der „FAZ“. Es sei enorm wichtig, mit Kindern und Jugendlichen ihre Erfahrungen mit Finanzangelegenheiten zu besprechen. Das Herunterladen der App oder ein digital gezahltes Taschengeld reiche nicht aus. „Selbst ausprobieren und Erfahrung sammeln ist das eine, aber darüber zu reflektieren und die Zusammenhänge zu verstehen das andere“, sagt von Hugo. Zwar entsprächen Finanz-Apps der Lebenswirklichkeit junger Menschen. „Es wäre aber sinnvoller, Finanzthemen fest in die Schulbildung einzubinden“, so von Hugo.
FAZ.de: Smartphones machen keinen zum Finanzprofi - F.A.Z. (faz.net)