In Hessen ist die Ökonomische Bildung sowohl durch ein Integrationsfach (Politik und Wirtschaft) als auch durch ein eigenständiges Fach Wirtschaft (Wirtschaftswissenschaften) im Zentralabitur abgedeckt. Die Größenunterschiede sind aber gewaltig: Im gesamten Bundesland Hessen wird an gerade einmal ca. 20 Schulen für das Fach Wirtschaftswissenschaften die Abiturprüfung angeboten.
Sowohl dem Integrationsfach als auch dem eigenständigen Fach Wirtschaft liegen die Einheitlichen Prüfungsanforderungen (EPA) für Wirtschaft zugrunde. In beiden Fächern ist die Ökonomische Bildung, allerdings nicht in allen, im Rahmen der OeBiX-Ergänzungsstudie analysierten Prüfungen verbindlich. Die Schülerinnen und Schüler können in wenigen Fällen selbst im eigenständigen Fach Wirtschaft die Themen der Ökonomischen Bildung in der Abiturprüfung abwählen.
In beiden Fächern gibt es keine Aufgaben zu betriebswirtschaftlichen Inhalten, inklusive Entrepreneurship Education. Volkswirtschaftliche Themen sind hingegen vor allem im Fach Wirtschaftswissenschaften gut verankert. Im Fach Politik und Wirtschaft dominieren dahingegen deutlich nicht-ökonomische Themen. In beiden Fächern sind in den Abituraufgaben Inhalte der Verbraucherbildung nur marginal verankert. Dies gilt auch für die finanzielle Allgemeinbildung im Fach Politik und Wirtschaft.
Die Fächer, in denen die Ökonomische Bildung verankert ist, unterscheiden sich zwischen den Bundesländern. Neben eingeständigen Fächern Wirtschaft und der Kombination aus Wirtschaft und Recht handelt es sich bei diesen Fächern vor allem um sozialwissenschaftliche Integrationsfächer wie z. B. Politik-Wirtschaft oder Sozialkunde.
Die Fächer der Ökonomischen Bildung in Hessen lassen sich wie folgt den Fächergruppen zuordnen:
Fächer, die ökonomische Bildungsinhalte umfassen, sollten auch die Einheitlichen Prüfungsanforderungen (EPA) für Wirtschaft in der Abiturprüfung zugrunde legen. Dieses Kriterium ist in Hessen erfüllt.
Themen der Ökonomischen Bildung sollten im Zentralabitur der entsprechenden Fächer auch verbindlich von den Schülerinnen und Schülern bearbeitet werden müssen. Dieses Kriterium wird in Hessen selbst im Fach Wirtschaftswissenschaften nicht in allen Fällen erfüllt.
In den Zentralabiturprüfungen zur Ökonomischen Bildung sollten sowohl betriebs- als auch volkswirtschaftliche Themen verankert sein. Dieses Kriterium wird in Hessen nicht erfüllt, weil betriebswirtschaftliche Inhalte nicht in den Aufgaben enthalten sind.
Ökonomische Bildung umfasst im Allgemeinen vier Inhaltsbereiche: Private Haushalte, Unternehmen, Staat und Internationale Wirtschaftsbeziehungen, die weitestgehend zu gleichen Anteilen berücksichtigt werden sollten. Zusätzlich wurde für die Analyse der Zentralabituraufgaben die Kategorie System gebildet, der Aufgaben zugeordnet wurden, die sich auf systemische ökonomische Zusammenhänge (z. B. Konjunkturzyklen) beziehen, und die keinem der vier Inhaltsbereiche zugeordnet werden können. In Hessen spielen vor allem die Inhaltsbereiche Staat und internationale Wirtschaftsbeziehungen eine zentrale Rolle, während Unternehmen und vor allem private Haushalte nur sehr marginal berücksichtigt werden.
Finanzielle Allgemeinbildung und Entrepreneurship Education sind zentrale Anwendungsfelder der Ökonomischen Bildung. Entrepreneurship Education ist in den Aufgaben in Hessen gar nicht verankert. Finanzielle Allgemeinbildung bezieht sich im Zentralabitur in Hessen zudem ausschließlich auf Geldpolitik. Die in der Finanzbildung vor allem fokussierte Perspektive von Verbraucherinnen und Verbrauchern (z. B. Umgang mit Finanzprodukten) spielt keine Rolle.