Am stärksten ist die Ökonomische Bildung an den weiterführenden allgemeinbildenden Schulen in Hamburg in der Qualifikationsphase der gymnasialen Oberstufe verankert. Hier können die Schülerinnen und Schüler ein eigenständiges Fach Wirtschaft wählen. In der Sekundarstufe I am Gymnasium sowie an der Stadtteilschule spielt die Ökonomische Bildung hingegen eine geringe Rolle. So gibt es an keiner weiterführenden allgemeinbildenden Schulform in Hamburg ein eigenständiges Pflichtfach Wirtschaft. Auch die Wirtschaftslehrkräftebildung in Hamburg weist Optimierungspotenziale auf. Dies gilt insbesondere für die Verankerung wirtschaftswissenschaftlicher und wirtschaftsdidaktischer Inhalte in den Studiengängen für Wirtschaftslehrkräfte.
Beim Gesamtindex liegt Hamburg im unteren Mittelfeld (Platz zwölf).
Hamburg schneidet nicht nur im Gesamtindex mit 35,21 Prozent knapp zehn Prozentpunkte unter dem Bundesdurchschnitt (45,40 Prozent) ab, sondern auch im Teilindex Schule. Hier erzielt Hamburg 33,14 Prozent, ca. 15 Prozentpunkte weniger als der Bundesdurchschnitt (48,50 Prozent). Mit einem Wert von 39,36 Prozent im Teilindex Lehrkräftebildung bewegt sich Hamburg auf dem Niveau des Bundesdurchschnitts (39,20 Prozent).
Hamburg schneidet in nahezu allen Erhebungskategorien der OeBiX-Studie zum Teil deutlich unter dem Bundesdurchschnitt ab. Besonders große Defizite deckte die OeBiX-Studie in der Sekundarstufe I auf. Hier liegt Hamburg sowohl an den nicht-gymnasialen Schulformen als auch am Gymnasium deutlich unter dem Bundesdurchschnitt. Ausnahmen bilden die Erhebungskategorien „Qualifikationsphase“ sowie die Erhebungskategorien der Wirtschaftslehrkräftebildung für das Gymnasium „Professuren Gymnasium“ und „Studiengänge Gymnasium“.
Für die OeBiX-Studie wurde pro Bundesland und Schulform sowie Schulstufe jeweils ein Ankerfach für die Ökonomische Bildung im Pflichtbereich identifiziert. Da im Wahlpflichtbereich in einigen Fällen pro Schulform mehrere klar auf Wirtschaft fokussierte Wahlpflichtfächer angeboten werden können, wurden, anders als bei den Pflichtfächern, zum Teil auch mehrere Wahlpflichtfächer pro Schulform und -stufe in einem Bundesland bei den Berechnungen berücksichtigt. Diese Pflicht- und Wahlpflichtfächer stellen eine Berechnungsgrundlage für den OeBiX dar. Auf der Basis der jeweiligen behördlichen Dokumente (Lehrpläne, Verordnungen, Stundentafeln etc.) für die Sekundarstufen I und II wurden die für die jeweiligen Ankerfächer veranschlagten Kontingentstunden ermittelt. In einigen Stundentafeln sind die Kontingentstunden für mehrere Fächer in Summe angegeben, ohne dass der Anteil der einzelnen Fächer benannt ist. In diesen Fällen wurden die Kontingentstunden über den Durchschnitt ermittelt. Dabei wurde auch berücksichtigt, dass die Fächer ggf. in unterschiedlich vielen Jahrgängen unterrichtet werden. Sind Mindeststunden für ein Fach angegeben, wurden diese zugrunde gelegt. Ökonomische Bildung ist in der Regel in einem Integrationsfach verankert. In diesen Fällen wurden die entsprechenden Curricula gesichtet, um den Anteil der ökonomischen Inhalte in dem Fach zu bestimmen. Entsprechend dieses Anteils wurde die Anzahl der Kontingentstunden für die Ökonomische Bildung bestimmt.
Sowohl am Gymnasium als auch an der Stadtteilschule ist die Ökonomische Bildung mit 1,41 bzw. 1,19 Kontingentstunden weit von der Unterrichtszeit von sechs Kontingentstunden eines normalen Nebenfachs im Pflichtbereich der Sekundarstufe I entfernt.
In der gymnasialen Mittelstufe in Hamburg schneidet die Ökonomische Bildung im Vergleich zu etablierten Nebenfächern nicht gut ab. Hier stehen im Pflichtbereich für die Ökonomische Bildung nur 1,41 Kontingentstunden zur Verfügung. Sowohl andere gesellschaftswissenschaftliche als auch die naturwissenschaftlichen Fächer sind deutlich besser verankert. So verfügen die Fächer Erdkunde und Geschichte über mehr als fünfmal so viele Kontingentstunden wie die Ökonomische Bildung. Ein ähnliches Bild zeigt sich in der nicht-gymnasialen Schulform, der Stadtteilschule. Hier sind es im Pflichtbereich für die Ökonomische Bildung nur 1,19 Kontingentstunden. Sowohl andere gesellschaftswissenschaftliche als auch die naturwissenschaftlichen Fächer sind deutlich besser verankert. So stehen auch hier für die Fächer Erdkunde und Geschichte mehr als fünfmal so viele Kontingentstunden zur Verfügung wie für die Ökonomische Bildung.
An der Universität Hamburg ist eine integrative Professur für die Wirtschaftslehrkräftebildung für weiterführende allgemeinbildende Schulen verantwortlich.
Dr. Jesco Kreft
Geschäftsführender Vorstand Hamburger Stiftung für Wirtschaftsethik