Niedersachsen belegt im OeBiX-Gesamtindex den ersten Platz. Dies ist vor allem auf die Verankerung der Ökonomischen Bildung an Haupt-, Real- und Oberschulen zurückzuführen. An diesen Schulformen gibt es ein für alle Schülerinnen und Schüler verpflichtendes Fach Wirtschaft. Alle Hochschulstandorte, die Lehrkräfte für dieses Fach ausbilden, haben mindestens eine wirtschaftsdidaktische Professur. Auch sind wirtschaftswissenschaftliche und wirtschaftsdidaktische Inhalte in diesen Studiengängen sehr gut verankert. Optimierungspotenziale bestehen hingegen bei der Ökonomischen Bildung im Gymnasium, vor allem bei der Lehrkräftebildung. So verfügt nur einer der drei Hochschulstandorte, an denen Wirtschaftslehrkräfte für das gymnasiale Lehramt ausgebildet werden, über eine wirtschaftsdidaktische Professur.
Nicht nur im Gesamtindex erreicht Niedersachsen mit 73,91 Prozent einen deutlichen Vorsprung auf den Bundesdurchschnitt (45,04 Prozent). Auch bei den Teilindizes schneidet Niedersachsen deutlich besser ab als der Bundesdurchschnitt: Die Teilindizes Schule und Lehrkräftebildung liegen knapp 26 bzw. 32 Prozentpunkte über dem Bundesdurchschnitt.
Niedersachsen erreicht in beinahe allen Erhebungskategorien Werte, die zum Teil sehr deutlich über dem Bundesdurchschnitt liegen. Besonders augenfällig wird dies bei der Einführungsphase der Sekundarstufe II sowie den Erhebungskategorien „Studiengänge nicht-gymnasial“ und „Professuren nicht-gymnasial“, bei denen Niedersachsen mindestens 100 Prozent erreicht. Bei der Verankerung der Ökonomischen Bildung in der Einführungsphase kommt Niedersachsen sogar auf einen Wert von 115 Prozent und übererfüllt damit den Mindeststandard, der für ein normales Nebenfach gilt.
Anders hingegen das Bild, das sich bei den Kategorien „Studiengänge gymnasial“ und „Professuren gymnasial“ bietet. In diesen beiden Kategorien schneidet Niedersachsen unterdurchschnittlich ab.
Für die OeBiX-Studie wurde pro Bundesland und Schulform sowie Schulstufe jeweils ein Ankerfach für die Ökonomische Bildung im Pflichtbereich identifiziert. Da im Wahlpflichtbereich in einigen Fällen pro Schulform mehrere klar auf Wirtschaft fokussierte Wahlpflichtfächer angeboten werden können, wurden, anders als bei den Pflichtfächern, zum Teil auch mehrere Wahlpflichtfächer pro Schulform und -stufe in einem Bundesland bei den Berechnungen berücksichtigt. Diese Pflicht- und Wahlpflichtfächer stellen eine Berechnungsgrundlage für den OeBiX dar. Auf der Basis der jeweiligen behördlichen Dokumente (Lehrpläne, Verordnungen, Stundentafeln etc.) für die Sekundarstufen I und II wurden die für die jeweiligen Ankerfächer veranschlagten Kontingentstunden ermittelt. In einigen Stundentafeln sind die Kontingentstunden für mehrere Fächer in Summe angegeben, ohne dass der Anteil der einzelnen Fächer benannt ist. In diesen Fällen wurden die Kontingentstunden über den Durchschnitt ermittelt. Dabei wurde auch berücksichtigt, dass die Fächer ggf. in unterschiedlich vielen Jahrgängen unterrichtet werden. Sind Mindeststunden für ein Fach angegeben, wurden diese zugrunde gelegt. Ökonomische Bildung ist in der Regel in einem Integrationsfach verankert. In diesen Fällen wurden die entsprechenden Curricula gesichtet, um den Anteil der ökonomischen Inhalte in dem Fach zu bestimmen. Entsprechend dieses Anteils wurde die Anzahl der Kontingentstunden für die Ökonomische Bildung bestimmt.
Mit 5,67 Kontingentstunden ist die Ökonomische Bildung in Niedersachsen an der Hauptschule am besten verankert und erreicht hier auch beinahe das Maß für ein normales Nebenfach von sechs Kontingentstunden im Pflichtbereich der Sekundarstufe I. Es folgen weitere nicht-gymnasiale Schulformen. Die Realschule sowie die Integrierte Gesamtschule sind mit je fünf Kontingentstunden und die Oberschule mit 4,67 Kontingentstunden für die Ökonomische Bildung ausgestattet. In der Sekundarstufe I des Gymnasiums sind im Pflichtbereich drei Kontingentstunden für die Ökonomische Bildung vorgesehen. Das ist die Hälfte der Zeit, die für ein normales Nebenfach zur Verfügung stehen sollte.
Im Vergleich zu anderen etablierten Nebenfächern wird deutlich, dass Ökonomische Bildung im Pflichtbereich der Sekundarstufe I am Gymnasium mit dem geringsten Stundenumfang (drei Kontingentstunden) verankert ist. Sowohl für andere gesellschaftswissenschaftliche Fächer als auch für die naturwissenschaftlichen Nebenfächer stehen teils deutlich mehr Kontingentstunden zur Verfügung. In der Sekundarstufe I der nicht-gymnasialen Schulformen liegt Ökonomische Bildung im Vergleich zu anderen etablierten Nebenfächern zwar ebenfalls zurück, jedoch ist der Abstand zwischen den Stundenkontingenten, die für die verschiedenen Bildungsanliegen zur Verfügung stehen, wesentlich geringer. So stehen der Ökonomischen Bildung im Durchschnitt 5,09 Kontingentstunden zur Verfügung, Geschichte und Erdkunde jeweils 6,83 Kontingentstunden und den naturwissenschaftlichen Fächern je 7,33 Kontingentstunden.
Für die Wirtschaftslehrkräftebildung an weiterführenden nicht-gymnasialen Schulformen steht an jedem Studienstandort auch eine wirtschaftsdidaktische Professur zur Verfügung. Bei der Wirtschaftslehrkräftebildung für das Gymnasium ist die Situation nicht so positiv. Nur an einem von drei Studienstandorten ist eine wirtschaftsdidaktische Professur verortet.
Prof. Dr. Rudolf Schröder
Professor für ökonomische Bildung an der Carl von Ossietzky Universität in Oldenburg