In Nordrhein-Westfalen ist die Ökonomische Bildung vor allem in den Haupt- und Realschulen gut verankert. In diesen Schulformen gibt es ein eigenständiges Pflichtfach Wirtschaft. In den anderen weiterführenden allgemeinbildenden Schulformen wird das Fach Wirtschaft-Politik unterrichtet, das laut Curriculum zu 50 Prozent ökonomische Inhalte umfasst. Optimierungspotenziale gibt es in Nordrhein-Westfalen vor allem hinsichtlich der Wirtschaftslehrkräftebildung. Dies gilt insbesondere für die Anteile wirtschaftswissenschaftlicher und wirtschaftsdidaktischer Inhalte in den Studiengängen für Wirtschaftslehrkräfte.
Im Gesamtindex liegt Nordrhein-Westfalen im oberen Mittelfeld (Platz sechs).
Nicht nur im OeBiX-Gesamtindex liegt Nordrhein-Westfalen über dem Bundesdurchschnitt, sondern auch in den beiden Teilindizes. Im Teilindex Schule erreicht Nordrhein-Westfalen 54,44 Prozent und liegt knapp sechs Prozentpunkte über dem Bundesdurchschnitt. Im Teilindex Schule kann Nordrhein-Westfalen mit 40,43 Prozent den Bundesdurchschnitt (39,20 Prozent) nur knapp schlagen.
Nordrhein-Westfalen schneidet überdurchschnittlich ab - in der Sekundarstufe I liegt Nordrhein-Westfalen sowohl an gymnasialen als auch an nicht-gymnasialen Schulformen deutlich über dem Bundesdurchschnitt. Anders sieht es aus in den Kategorien der Sekundarstufe II sowie Teilen der nicht-gymnasialen Lehrkräftebildung. In der Sekundarstufe II liegen beide Werte unter dem Bundesdurchschnitt. Bei der Einführungsphase der Sekundarstufe II ist das sogar besonders deutlich. In den Erhebungskategorien „Studiengänge“ schneidet Nordrhein-Westfalen für die Lehrkräfteausbildung an Gymnasien zwar leicht überdurchschnittlich ab, in der Lehrkräfteausbildung für die nicht-gymnasialen Schulformen hingegen bleibt Nordrhein-Westfalen mit 28,88 Prozent deutlich hinter dem Bundesdurchschnitt (42,19 Prozent) zurück.
Für die OeBiX-Studie wurde pro Bundesland und Schulform sowie Schulstufe jeweils ein Ankerfach für die Ökonomische Bildung im Pflichtbereich identifiziert. Da im Wahlpflichtbereich in einigen Fällen pro Schulform mehrere klar auf Wirtschaft fokussierte Wahlpflichtfächer angeboten werden können, wurden, anders als bei den Pflichtfächern, zum Teil auch mehrere Wahlpflichtfächer pro Schulform und -stufe in einem Bundesland bei den Berechnungen berücksichtigt. Diese Pflicht- und Wahlpflichtfächer stellen eine Berechnungsgrundlage für den OeBiX dar. Auf der Basis der jeweiligen behördlichen Dokumente (Lehrpläne, Verordnungen, Stundentafeln etc.) für die Sekundarstufen I und II wurden die für die jeweiligen Ankerfächer veranschlagten Kontingentstunden ermittelt. In einigen Stundentafeln sind die Kontingentstunden für mehrere Fächer in Summe angegeben, ohne dass der Anteil der einzelnen Fächer benannt ist. In diesen Fällen wurden die Kontingentstunden über den Durchschnitt ermittelt. Dabei wurde auch berücksichtigt, dass die Fächer ggf. in unterschiedlich vielen Jahrgängen unterrichtet werden. Sind Mindeststunden für ein Fach angegeben, wurden diese zugrunde gelegt. Ökonomische Bildung ist in der Regel in einem Integrationsfach verankert. In diesen Fällen wurden die entsprechenden Curricula gesichtet, um den Anteil der ökonomischen Inhalte in dem Fach zu bestimmen. Entsprechend dieses Anteils wurde die Anzahl der Kontingentstunden für die Ökonomische Bildung bestimmt.
Die Hauptschule erreicht als einzige Schulform in Nordrhein-Westfalen das Maß für ein normales Nebenfach von sechs Kontingentstunden im Pflichtbereich der Sekundarstufe I. In den anderen nicht-gymnasialen Schulformen ist Ökonomische Bildung mit fünf bzw. 4,5 Kontingentstunden verankert. Am wenigsten Ökonomische Bildung haben die Schülerinnen und Schüler im Pflichtbereich der Sekundarstufe I des Gymnasiums in Nordrhein-Westfalen: Hier sind vier Kontingentstunden für die Ökonomische Bildung vorgesehen.
Im Vergleich zu anderen etablierten Nebenfächern wird deutlich, dass Ökonomische Bildung am Gymnasium mit dem geringsten Stundenumfang (vier Kontingentstunden) verankert ist. Sowohl für andere gesellschaftswissenschaftliche Fächer als auch für die naturwissenschaftlichen Nebenfächer stehen teils sogar deutlich mehr Kontingentstunden zur Verfügung. In der Sekundarstufe I der nicht-gymnasialen Schulformen liegt Ökonomische Bildung, im Vergleich zu anderen etablierten Nebenfächern zwar ebenfalls zurück, jedoch ist der Abstand zwischen den Stundenkontingenten, die für die verschiedenen anderen Bildungsanliegen zur Verfügung stehen, wesentlich geringer. So sind für die Ökonomische Bildung im Durchschnitt fünf Kontingentstunden im Pflichtbereich vorgesehen, für Geschichte und Erdkunde jeweils 6,25 Kontingentstunden und für die naturwissenschaftlichen Fächer je 6,67 Kontingentstunden.
In Nordrhein-Westfalen überwiegen integrative Professuren. An drei Studienstandorten, an denen sowohl Lehrkräfte für die nicht-gymnasialen Schulformen als auch für das Gymnasium ausgebildet werden, sind wirtschaftsdidaktische Professuren vorhanden. An einem Hochschulstandort gibt es keine wirtschaftsdidaktische oder integrative Professur.
Prof. Dr. Nils Goldschmidt
Professur für Kontextuale Ökonomik und ökonomische Bildung an der Universität Siegen und
Vorsitzender des Zentrums für ökonomische Bildung in Siegen (ZÖBIS)
StR Dr. Marco Rehm
Kommissarischer Geschäftsführer am Zentrum für ökonomische Bildung in Siegen (ZÖBIS)