Am stärksten ist Ökonomische Bildung im Saarland in der Gemeinschaftsschule verankert. Alle Schülerinnen und Schüler an dieser Schulform, die keine zweite Fremdsprache wählen, müssen das eigenständige Fach Beruf und Wirtschaft wählen. Dieses Fach ist mit acht Kontingentstunden zudem auch hinsichtlich des zeitlichen Umfangs gut ausgestattet. Bei der Verankerung Ökonomischer Bildung im Pflichtbereich der weiterführenden allgemeinbildenden Schulen besteht hingegen Optimierungspotenzial. In den entsprechenden, für alle Schülerinnen und Schüler verpflichtenden Ankerfächern (Sozialkunde, Gesellschaftswissenschaften) spielen ökonomische Bildungsinhalte eine untergeordnete Rolle.
Das Saarland ist zudem das einzige Bundesland, das keine Wirtschaftslehrkräfte an Hochschulen ausbildet. Die Lehrkräftebildung im Bereich der Ökonomischen Bildung erfolgt stattdessen in Kooperation mit Rheinland-Pfalz.
Im OeBiX-Gesamtindex belegt das Saarland den 14. Platz.
Beim Teilindex Schule liegt das Saarland mit 47,85 Prozent ungefähr im Bundesdurchschnitt (48,50 Prozent). Beim Teilindex Lehrkräftebildung kommt das Saarland hingegen auf nur 7,58 Prozent, ein Ergebnis, das sich deutlich unterhalb des Bundesdurchschnitts (39,20 Prozent) bewegt. Auch im OeBiX-Gesamtindex liegt das Saarland mit 34,43 Prozent unterhalb des Bundesdurchschnitts (45,40 Prozent).
Bei der Verankerung Ökonomischer Bildung in der Sekundarstufe I der nicht-gymnasialen Schulformen liegt das Saarland mit 76,25 Prozent über dem Bundesdurchschnitt (58,40 Prozent). Dies ist auch auf die gute Verankerung Ökonomischer Bildung im Wahlpflichtbereich zurückzuführen. In allen anderen Erhebungskategorien schneidet das Saarland im Vergleich zum Bundesdurchschnitt allerdings schlechter ab. Dies gilt insbesondere für die Lehrkräftebildung, was unter anderem darauf zurückzuführen ist, dass das Saarland selbst keine Wirtschaftslehrkräfte für die allgemeinbildenden Schulen ausbildet. Hier besteht lediglich eine Kooperation mit Rheinland-Pfalz.
Für die OeBiX-Studie wurde pro Bundesland und Schulform sowie Schulstufe jeweils ein Ankerfach für die Ökonomische Bildung im Pflichtbereich identifiziert. Da im Wahlpflichtbereich in einigen Fällen pro Schulform mehrere klar auf Wirtschaft fokussierte Wahlpflichtfächer angeboten werden können, wurden, anders als bei den Pflichtfächern, zum Teil auch mehrere Wahlpflichtfächer pro Schulform und -stufe in einem Bundesland bei den Berechnungen berücksichtigt. Diese Pflicht- und Wahlpflichtfächer stellen eine Berechnungsgrundlage für den OeBiX dar. Auf der Basis der jeweiligen behördlichen Dokumente (Lehrpläne, Verordnungen, Stundentafeln etc.) für die Sekundarstufen I und II wurden die für die jeweiligen Ankerfächer veranschlagten Kontingentstunden ermittelt. In einigen Stundentafeln sind die Kontingentstunden für mehrere Fächer in Summe angegeben, ohne dass der Anteil der einzelnen Fächer benannt ist. In diesen Fällen wurden die Kontingentstunden über den Durchschnitt ermittelt. Dabei wurde auch berücksichtigt, dass die Fächer ggf. in unterschiedlich vielen Jahrgängen unterrichtet werden. Sind Mindeststunden für ein Fach angegeben, wurden diese zugrunde gelegt. Ökonomische Bildung ist in der Regel in einem Integrationsfach verankert. In diesen Fällen wurden die entsprechenden Curricula gesichtet, um den Anteil der ökonomischen Inhalte in dem Fach zu bestimmen. Entsprechend dieses Anteils wurde die Anzahl der Kontingentstunden für die Ökonomische Bildung bestimmt.
Im Saarland erhalten die Schülerinnen und Schüler im Pflichtbereich der Sekundarstufe I der Gemeinschaftsschule zwei Kontingentstunden Ökonomische Bildung. Sie kommen damit gerade einmal auf ein Drittel der Stunden für ein normales Nebenfach von sechs Kontingentstunden. Im Gymnasium ist Ökonomische Bildung im Pflichtbereich der Sekundarstufe I noch schlechter verankert: Hier sind für Ökonomische Bildung nur 1,33 Kontingentstunden vorgesehen.
Im Pflichtbereich der Sekundarstufe I des Gymnasiums steht für die Ökonomische Bildung deutlich weniger Unterrichtszeit zur Verfügung als für andere Nebenfächer, wie Erdkunde, Geschichte oder die Naturwissenschaften. Erdkunde beispielsweise wird gut viereinhalbmal so viel unterrichtet wie Ökonomische Bildung. Für Biologie steht über sechseinhalbmal so viel Zeit zur Verfügung wie für Ökonomische Bildung. Etwas, aber nicht deutlich besser, sieht es im Pflichtbereich der Sekundarstufe I der nicht-gymnasialen Schulform (Gemeinschaftsschule) aus. Hier steht für andere Nebenfächer ‚nur‘ mindestens gut dreimal so viel Unterrichtszeit zur Verfügung wie für Ökonomische Bildung.
Im Saarland gibt es keine universitäre Wirtschaftslehrkräftebildung für das allgemeinbildende Schulwesen. Für entsprechende Studiengänge besteht eine Kooperationsvereinbarung mit Rheinland-Pfalz.
Christof Scholl
Fachleiter am staatlichen Studienseminar für die Sekundarstufe I an Gemeinschaftsschulen, Saarbrücken