Schleswig-Holstein belegt im OeBiX-Gesamtindex den vierten Platz. Dieses im Vergleich gute Abschneiden ist unter anderem auf die gute Verankerung Ökonomischer Bildung im Wahlpflichtbereich zurückzuführen. Beispielsweise kann in der Gemeinschaftsschule Wirtschaftslehre als eines von vier Wahlpflichtfächern belegt werden. In allen weiterführenden allgemeinbildenden Schulformen wird das Pflichtfach Wirtschaft/ Politik unterrichtet. Dieses Fach umfasst zu 50 Prozent ökonomische Inhalte. An allen Hochschulstandorten in Schleswig-Holstein, an denen Wirtschaftslehrkräfte ausgebildet werden, gibt es zumindest eine integrative fachdidaktische Professur für die Wirtschaftslehrkräftebildung.
Schleswig-Holstein liegt nicht nur im Gesamtindex der OeBiX-Studie mit einem Wert von 54,16 Prozent knapp neun Prozentpunkte über dem Bundesdurchschnitt (45,40 Prozent). Auch im Teilindex Lehrkräftebildung erreicht Schleswig-Holstein mit einem Wert von 61,69 Prozent einen deutlichen Vorsprung zum Bundesdurchschnitt (39,20 Prozent). Im Teilindex Schule liegt Schleswig-Holstein mit 50,40 Prozent ebenfalls, wenn auch nicht so deutlich, über dem Bundesdurchschnitt (48,50 Prozent).
Schleswig-Holstein erreicht in den meisten Erhebungskategorien Werte, die zum Teil sehr deutlich über dem Bundesdurchschnitt liegen. Besonders augenfällig wird dies bei der Erhebungskategorie „Professuren nicht-gymnasial“, bei der Schleswig-Holstein 100 Prozent erreicht. Das überdurchschnittliche Ergebnis der Erhebungskategorie „Sekundarstufe I nicht-gymnasial“ ist auch auf die gute Verankerung der Ökonomischen Bildung im Wahlpflichtbereich der Gemeinschaftsschule zurückzuführen.
Auffällig ist, dass Schleswig-Holstein in allen Erhebungskategorien zur schulischen Verankerung der Ökonomischen Bildung am Gymnasium, wenn auch zum Teil nur leicht, unterdurchschnittlich abschneidet. Dies betrifft neben der Erhebungskategorie „Sekundarstufe I Gymnasium“ auch die Kategorien „Einführungsphase“ und „Qualifikationsphase“.
Für die OeBiX-Studie wurde pro Bundesland und Schulform sowie Schulstufe jeweils ein Ankerfach für die Ökonomische Bildung im Pflichtbereich identifiziert. Da im Wahlpflichtbereich in einigen Fällen pro Schulform mehrere klar auf Wirtschaft fokussierte Wahlpflichtfächer angeboten werden können, wurden, anders als bei den Pflichtfächern, zum Teil auch mehrere Wahlpflichtfächer pro Schulform und -stufe in einem Bundesland bei den Berechnungen berücksichtigt. Diese Pflicht- und Wahlpflichtfächer stellen eine Berechnungsgrundlage für den OeBiX dar. Auf der Basis der jeweiligen behördlichen Dokumente (Lehrpläne, Verordnungen, Stundentafeln etc.) für die Sekundarstufen I und II wurden die für die jeweiligen Ankerfächer veranschlagten Kontingentstunden ermittelt. In einigen Stundentafeln sind die Kontingentstunden für mehrere Fächer in Summe angegeben, ohne dass der Anteil der einzelnen Fächer benannt ist. In diesen Fällen wurden die Kontingentstunden über den Durchschnitt ermittelt. Dabei wurde auch berücksichtigt, dass die Fächer ggf. in unterschiedlich vielen Jahrgängen unterrichtet werden. Sind Mindeststunden für ein Fach angegeben, wurden diese zugrunde gelegt. Ökonomische Bildung ist in der Regel in einem Integrationsfach verankert. In diesen Fällen wurden die entsprechenden Curricula gesichtet, um den Anteil der ökonomischen Inhalte in dem Fach zu bestimmen. Entsprechend dieses Anteils wurde die Anzahl der Kontingentstunden für die Ökonomische Bildung bestimmt.
Mit 1,78 Kontingentstunden ist die Ökonomische Bildung in Schleswig-Holstein im Pflichtbereich am Gymnasium am besten verankert. Es folgt die Gemeinschaftsschule mit 0,94 Kontingentstunden im Pflichtbereich. In beiden Schulformen ist die Ökonomische Bildung sehr deutlich von sechs Kontingentstunden, die für ein normales Nebenfach im Pflichtbereich der Sekundarstufe I zur Verfügung stehen sollten, entfernt.
Im Pflichtbereich der Sekundarstufe I des Gymnasiums steht für die Ökonomische Bildung mit 1,78 Kontingentstunden deutlich weniger Unterrichtszeit zur Verfügung als für andere Nebenfächer wie Erdkunde, Geschichte oder die Naturwissenschaften. Erdkunde kommt beispielsweise auf über viermal so viel Unterrichtszeit wie die Ökonomische Bildung. Noch deutlicher als im Gymnasium ist der Unterschied im Pflichtbereich der Sekundarstufe I der nicht- gymnasialen Schulformen. Hier verfügt die Ökonomische Bildung über 0,94 Kontingentstunden und somit über weniger als alle anderen Nebenfächer im Pflichtbereich. Für Erdkunde und Geschichte gibt es jeweils mehr als neunmal so viele Kontingentstunden im Pflichtbereich wie für Ökonomische Bildung.
An der Europa-Universität Flensburg ist eine wirtschaftsdidaktische Professur in der Wirtschaftslehrkräftebildung für allgemeinbildende weiterführende Schulen angesiedelt. An der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel gibt es eine integrative Professur.
Prof. Dr. Andreas Lutter
Professur für Wirtschaft/Politik und ihre Didaktik an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel